Maya News Updates 2008, No. 26: Interview with Nikolai Grube - Many of the Recently Confiscated Maya Art Objects Are Fake
Nick-named the Munich Maya Collection, it was recently confiscated by Interpol (see Maya News Updates 2008, Nos. 22 & 24). Several experts have said that large part of the collection consists of fakes or faked objects. On May 2, 2008, the online edition of the Munich based newspaper Sueddeutsche Zeitung posted an interview (in German) with Nikolai Grube, German expert on Maya culture at Universitat Bonn, on the authenticity of the confiscated objects (edited by MNU):
Maya-Schatz: "Großteil der Objekte nicht authentisch" - 64 Millionen Euro soll der Münchner Maya-Schatz laut LKA wert sein. Das hält Nikolai Grube, Professor für Altamerikanistik an der Universität Bonn, für deutlich zu hoch gegriffen. Er gilt als ein führender Experte für die Kultur der Mayas.
SZ: Warum zweifeln Sie die Zahl an? Grube: Das LKA verlässt sich dabei ausschließlich auf die Angaben, die der Kunsthändler P., aus dessen Sammlung die Stücke kommen, auf einer Liste aufführt. Ich nehme an, dass sind eher Wunschpreise, mit denen man die Sammlung aufwerten will. Das Problem ist ja, dass noch nie ein wirklicher Experte die Objekte zu sehen bekommen hat. Wenn man sich den Katalog von 1997 anschaut, als sie in Spanien ausgestellt waren, dann stellt man fest, dass ein Großteil der Objekte nicht authentisch sein kann. Das habe ich zusammen mit Kollegen schon damals den Behörden mitgeteilt.
SZ: Wie weit entspricht denn die Ausstellung der beschlagnahmten Sammlung? Grube: Die sind weitestgehend identisch. Allerdings waren damals nur 750 Objekte ausgestellt; entweder waren nicht alle im Museum oder die Sammlung hat sich jetzt vergrößert.
SZ: Und wie viele Fälschungen waren darunter? Grube: Wir sind damals von 50 Prozent ausgegangen. Wenn man den Wert überschlägig kalkulieren will - bei gängigen Preisen von 20000 Euro für gute Objekte auf dem Kunstmarkt - kommt man auf etwa zehn bis elf Millionen Euro. Das ist immer noch ein großer Wert. Und man darf vor allem nicht vergessen, dass der ideelle natürlich viel, viel größer ist. Bei den Originalobjekten muss man davon ausgehen, dass sie alle gestohlen worden sind: Grabräuber haben sie in Nacht-und-Nebelaktionen illegal in archäologischen Stätten ausgegraben und verkauft. Der Export von archäologischen Stücken bedarf in allen lateinamerikanischen Ländern stets einer Genehmigung. Und die liegt nicht vor.
SZ: Wieso wissen die Herkunftsländer offenbar so genau, was ihnen gehört? Grube: Man kann sagen, welche Stücke der Maya-Kultur zuzuordnen sind. Die reklamiert Guatemala, obwohl sie auch aus Mexiko, Belize oder Honduras kommen können. Die Herkunftsbestimmung ist also nicht unproblematisch.
SZ: Wie groß ist der illegale Markt? Grube: Der ist enorm groß. Archäologische Stücke spielen eine große Rolle als Geldanlage, und es gibt Länder etwa in Asien, die Drehscheiben des illegalen Handels sind. Für die Archäologie ist das eine Katastrophe. Es gibt in der Maya-Region unter den mehreren tausend archäologischen Stätten nicht eine, die nicht von Grabräubern durchwühlt worden wäre. Das kulturelle Erbe dieser Länder wird von Geschäftemachern zerstört (interview by Martin Thurau; source Sueddeutsche Zeitung). A German article, dated April 30, 2008, on the confiscation of the collection, as well as a gallery with six images can be found here.
SZ: Warum zweifeln Sie die Zahl an? Grube: Das LKA verlässt sich dabei ausschließlich auf die Angaben, die der Kunsthändler P., aus dessen Sammlung die Stücke kommen, auf einer Liste aufführt. Ich nehme an, dass sind eher Wunschpreise, mit denen man die Sammlung aufwerten will. Das Problem ist ja, dass noch nie ein wirklicher Experte die Objekte zu sehen bekommen hat. Wenn man sich den Katalog von 1997 anschaut, als sie in Spanien ausgestellt waren, dann stellt man fest, dass ein Großteil der Objekte nicht authentisch sein kann. Das habe ich zusammen mit Kollegen schon damals den Behörden mitgeteilt.
SZ: Wie weit entspricht denn die Ausstellung der beschlagnahmten Sammlung? Grube: Die sind weitestgehend identisch. Allerdings waren damals nur 750 Objekte ausgestellt; entweder waren nicht alle im Museum oder die Sammlung hat sich jetzt vergrößert.
SZ: Und wie viele Fälschungen waren darunter? Grube: Wir sind damals von 50 Prozent ausgegangen. Wenn man den Wert überschlägig kalkulieren will - bei gängigen Preisen von 20000 Euro für gute Objekte auf dem Kunstmarkt - kommt man auf etwa zehn bis elf Millionen Euro. Das ist immer noch ein großer Wert. Und man darf vor allem nicht vergessen, dass der ideelle natürlich viel, viel größer ist. Bei den Originalobjekten muss man davon ausgehen, dass sie alle gestohlen worden sind: Grabräuber haben sie in Nacht-und-Nebelaktionen illegal in archäologischen Stätten ausgegraben und verkauft. Der Export von archäologischen Stücken bedarf in allen lateinamerikanischen Ländern stets einer Genehmigung. Und die liegt nicht vor.
SZ: Wieso wissen die Herkunftsländer offenbar so genau, was ihnen gehört? Grube: Man kann sagen, welche Stücke der Maya-Kultur zuzuordnen sind. Die reklamiert Guatemala, obwohl sie auch aus Mexiko, Belize oder Honduras kommen können. Die Herkunftsbestimmung ist also nicht unproblematisch.
SZ: Wie groß ist der illegale Markt? Grube: Der ist enorm groß. Archäologische Stücke spielen eine große Rolle als Geldanlage, und es gibt Länder etwa in Asien, die Drehscheiben des illegalen Handels sind. Für die Archäologie ist das eine Katastrophe. Es gibt in der Maya-Region unter den mehreren tausend archäologischen Stätten nicht eine, die nicht von Grabräubern durchwühlt worden wäre. Das kulturelle Erbe dieser Länder wird von Geschäftemachern zerstört (interview by Martin Thurau; source Sueddeutsche Zeitung). A German article, dated April 30, 2008, on the confiscation of the collection, as well as a gallery with six images can be found here.
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